
Giraffentraum
Was Ist der Giraffentraum?
Durchführung des Projektes „Giraffentraum®“ im Kinderladen:
Vor Ostern fragten die Kinder immer wieder, ob uns „Tulu und Nubia“ wieder besuchen kommen. Kurzer Hand entschieden wir, dass wir Ihnen einen Brief schreiben und sie herzlich zu uns einladen. Tatsächlich erreichte uns wenige Tage später auch eine Antwort aus Afrika. In dem Brief stand drin, dass sie uns gerne nach Ostern besuchen wollen. Die Kinder freuten sich schon auf die Zeit, nach den Ferien und natürlich fragten sie sofort in der früh, wann „Tulu“ endlich kommt. Im Morgenkreis war es dann endlich so weit. Die einen schauten mit großen, neugierigen Augen und die anderen mit freudigen Gesichtern, als Kathrin mit „Tulu“ im Arm hinein kamen. Nach dem ersten bestaunen, kommen auch schon erste Fragen der Kinder. Ist „Tulu“ wirklich eine echte Giraffe? Wie kam sie ins Flugzeug? Die alten Hasen unter den Kindern, klärten auf. „Tulu“ wird doch verzaubert, damit sie ins Flugzeug passt. Einige Kinder sagten ganz klar, dass „Tulu“ eine echte Giraffe sei! Unsere Antwort darauf: „ Für mich, ist sie echt.“ Wir ließen aber auch die Meinung stehen, dass sie ein Kuscheltier sei. So konnte sich jeder aussuchen, an was er glauben möchte. Auch euch erreichte bald die freudige Nachricht. Mama, Mama. Heute hat uns die kleine Babygiraffe „Tulu“ im Kinderladen besucht. Ihre Mama ist noch in Afrika und kommt in ein paar Tagen nach. Mama „Nubia“ bat uns, sich gut um ihre „Tulu“ zu sorgen. „Tulu“ ist ganz allein, kennt sich aber auch schon ein wenig im Kila aus. Sie freute sich, dass die Kinder mit ihr spielten, sie fütterten und mit ihr kuschelten. Die Kinder versorgten „Tulu“ sehr einfühlsam und vorsichtig. Kinder, die diese Phase kennen, machten die anderen Kinder darauf aufmerksam, dass wir „Tulu“ nicht am Hals, sondern am Bauch herum tragen, weil sie sonst keine Luft mehr bekommt. Oder wenn „Tulu“ schlief, nahmen die Kinder darauf Rücksicht und spielten ihr Spiel leiser. „Tulu“ war wie ein kleines Geschwisterkind. Die Kinder beobachteten das Giraffenbaby und wussten ganz genau, was sie braucht. Sie saß oft mit am Frühstückstisch, spielte in der Puppenecke mit, schlief in ihrer Wiege oder lag zum kuscheln neben einem Kind im Matratzi. So startete das Projekt Giraffentraum® für die Kinder. Zusammen mit den Erzieherinnen und der kleinen Giraffe, lernten sie in den nächsten Tagen, die so genannte Giraffensprache kennen. Den direkten Zugang zur Gewaltfreien Kommunikation erfuhren die Kinder durch dieses Projekt. Spielerisch lernten sie, über das beobachten und begleiten, wie sich ein Baby fühlt, welche Bedürfnisse es hat und was dem Baby gut tun würde. Die kleine Giraffe „Tulu“ wurde von unseren kleinen Kupferhupfern einfühlsam durch den Kilaalltag begleitet und versorgt. Die ersten Fragen traten bei den Kindern auf. Was isst und trinkt ein Giraffenbaby? Was braucht so ein kleines Baby? Was können wir tun, wenn es müde ist? Wie können wir es trösten, wenn es seine Mama und sein Papa vermisst? Die Kinder richteten in der Bauecke einen gemütlichen Schlafplatz für „Tulu“ ein und sie malten „Tulu“ Giraffenbilder, die unsere Giraffenecke für „Tulu“ heimischer machten. Das Team bot in diesem Zeitraum zusätzlich in den Kleingruppen, gezielte Angebote zum Thema Beobachten, Gefühle und Bedürfnisse an.
Was machten die Kinder in der Kleingruppe zu den ersten 3 Phasen?
1. Beobachtung
Während und nach der Ankunft von „Tulu“, folgten zusätzlich Angebote, die speziell zur „Beobachtung“ liefen. Gesichtsausdrücke beobachten und deuten, „Ich sehe was, was du nicht siehst“ spielen, auf Spurensuche mit genauer Aufgabenstellung gehen und Beweise fotografieren, Fingerabdrücke machen und Unterschiede fest stellen. Körpersprache beschreiben lassen. Was habe ich in einem Streit beobachtet? Beobachten und erklären was ich gesehen habe. Beobachtung ist wichtig, im Miteinander im Alltag. Denn nur, wenn ich den anderen sehe, ihn erfahre und auch wertschätze kann ich ihm wohlwollend gegenüber stehen, mit ihm kommunizieren. Kimspiele, wie das „Wäscheklammernspiel“ waren der Renner.
2. Gefühle
Das Thema Gefühle wurde bereits mehrfach im Morgenkreis mit Hilfe einiger Bücher besprochen (Fischbuch, Monsterbuch). Anschließend beschäftigten sich die Kinder in den Kleingruppen intensiver und altersgerecht mit Gefühlen.
Die Kleinen klärten, welche Gefühle sie bereits kennen und wie man sie deuten kann. Dazu beobachteten sie einige Erwachsene und achteten dabei auf Mimik und Gestik.
Die Mittleren bastelten in der Kleingruppe Kumpel Luftballons. Hier sollten die Kinder den Luftballons Gesichter aufmalen und sich dabei Gedanken über Mimik machen.
Die Großen, malten kurze Comics, in denen gezeigt wird, was die Vorschulkinder traurig, fröhlich, wütend und ängstlich macht. Tolle Gespräche entstanden über ihre eigenen Gefühle.
3. Bedürfnisse
Der 3. Schritt des Giraffentraums befasst sich mit den Bedürfnissen, welche eine Woche lang intensiv thematisiert wurden. Bedürfnisse entwickeln sich aus den Gefühlen der Kinder, wobei sie hier nun gelernt haben diese Bedürfnisse zu formulieren. Dies ist für viele Kinder hilfreich, da sie so, gezielter formulieren können was sie brauchen, so das es ihnen gut geht und somit das Bedürfnis auch einfordern. Dazu wurden in den Kleingruppe gezielte Angebote durchgeführt wie zum Beispiel bei den Vorschulkinder ein Interview mit Fragen wie:“ Woran erkennst du, dass du deine Eltern vermisst?“ „Was würde dir helfen, dass es dir wieder besser geht?“ oder Woran erkennst du, das du dich ungerecht behandelt fühlst?“ Was würde dir helfen, damit deine Freunde verstehen, was du möchtest?“ Hier wurde anschließend im Rollenspiel eine Szene nach gespielt und ein Foto mit der Lösungsidee gemacht. Die Kleinen machten ein ähnliches Interview mit Altersgerechten Fragen, welches anschließend noch besprochen wurde.
Fortsetzung der Durchführung unseres Projekts
„Tulu“ besuchte uns 15 Tage. Zusammen mit der Babygiraffe lernten die Kinder die Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation kennen. Am 12. Tag, kam auch „Tulus“ Mama „Nubia“ zu uns in den Kila. Die Aufregung bei den Kindern war groß, als endlich Claudine mit „Nubia“ im Morgenkreis auf tauchte. „Tulu“ und „Nubia“ kuschelten eine ganze Zeit lang und waren unzertrennlich. Das Giraffenbaby fand die Zeit bei uns, wie immer schön, aber als ihre Mama sie dann endlich wieder holte, freute sie sich auch sehr, sie wieder zu sehen. Sicherlich vermisste sie auch ihren Papa. Vielleicht kommt er nächstes Jahr auch mit nach Nürnberg. So ein Zusammenkommen muss gefeiert werden. Mit Kuchen, Bollerwagen und den Giraffen, zogen wir auf den Drachenspielplatz. Es lag auch Abschiedsstimmung in der Luft. Einige Kinder hatten schon Tränen in den Augen und wurden immer stiller. Gemeinsam genossen wir noch die letzten 3 Tage mit den Beiden. Die Giraffen waren an diesem Tag, überall mit dabei. Egal ob Schaukel, Klettergerüst, beim Fußball oder im Sandkasten, sie wurden überall hin getragen. Der Abschied fiel einigen Kindern nicht leicht und es kullerten hier und da auch ein paar Tränen. Die Beiden Giraffen schleichen sich schnell in unsere Herzen. Was für die einen ein Kuscheltier ist, ist für die anderen ein echter Freund geworden. Wir freuen uns auf das nächste Jahr und sind dankbar über die gemeinsame Zeit mit Ihnen.
„Nubia“ kam mit einem kleinen Geschenk für uns. Sie brachte uns 2 Handpuppen mit. Einen Wolf und eine Giraffe. In einem Rollenspiel, zeigten die zwei Handpuppen in einem Streit, wie wir mit einander sprechen und reflektierten, was mit uns passiert und was mit dem anderen passiert. Ein schmunzeln flog über die Gesichter der Kinder, an den Stellen, wo sie sich wieder fanden. Die Kinder hatten viele tolle Ideen, um den Beiden zu helfen. Der Wolf war am Anfang, der Böse bei den Kindern. Schnell erkannten die Kinder aber, dass jeder von uns, beide Teile in sich hat. Mal hören wir mit Wolfsohren und mal mit Giraffenohren. Beides gehört zu uns! Wie spricht der Wolf, wenn seine Ohren nach außen gerichtet sind? Wie spricht er, wenn seine Ohren nach innen gerichtet sind? Die Giraffe versuchte zu verstehen, welche Bedürfnisse der Wolf hatte und wie er sich fühlte und erklärte auch ihre Bedürfnisse und Gefühle. So kamen sich Wolf und Giraffe wieder näher und konnten ihren Streit klären. Die Beiden Handpuppen werden im Alltag unsere Wegbegleiter sein und uns in einem Streit manchmal zur Seite stehen. Zur Erinnerung an die schöne, gemeinsame Zeit, bekam jedes Kind noch einen Giraffenstempel auf die Hand.
Mit diesen beiden Fragen, stiegen wir mit den Handpuppen ein:
Nubia fragte die Kinder: „Wie wohl der Wolf spricht?“ Der Wolf benutzt manchmal Schimpfwörter, ist gemein, schreit rum, macht andere Leute runter, geht auch nicht gut mit anderen um, geht aber auch mit sich nicht gut um, ist schlecht gelaunt….
Nubia fragte die Kinder: „Wie wohl die Giraffe spricht?“ Die Giraffe spricht lieb, freundlich, leise, die Stimme hört sich ganz anders an, sie hat keine natürlichen Feinde, lebt friedlich, versucht in sich hinein zu spüren, versucht den anderen zu verstehen…